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Team-Teaching

Team-Teaching Literatur­wis­senschaft im Sommer­semester 2021

‚Textdynamiken‘ werden im Rahmen der Institutspartnerschaft nicht nur untersucht, sondern auch umgesetzt – zum Beispiel als dynamischer Lehr- und Lerndialog zwischen beiden Partnerinstituten. Genau darum ging es beim Team-Teaching im Sommersemester 2021, in dessen Zuge jeweils ein Krakauer und ein Leipziger Seminar aus dem Bereich der Literaturwissenschaft miteinander vernetzt wurden. Unter der Leitung von Prof. Dr. Katarzyna Jaśtal, Dr. Stephanie Bremerich und Dr. Paweł Zarychta kamen im Mai 2021 Studierende und Lehrende aus Krakau und Leipzig in zwei digitalen Werkstätten live zusammen. Im Fokus des literaturwissenschaftlichen Team-Teachings standen Textdynamiken der Schrift im Spannungsfeld von editionsphilologischen, archivarischen und intermedialen Dimensionen.

Die erste Werkstatt am 15. Mai wurde von Katarzyna Jaśtal und Paweł Zarychta geleitet. Die Studierenden bekamen Einblicke in die Sammlung Varnhagen, die in der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek liegt. Paweł Zarychta zeigte, wie man diese Sammlung, die neben Briefen und Dokumenten auch verschiedene Briefbeigaben (etwa Haarlocken, getrocknete Blumen, kleine Gegenstände) umfasst, als ‚Text‘ interpretieren und dessen mögliche Dynamiken erfassen kann. Nachlässe und Archive rückten dabei nicht nur als Institutionen des kulturellen Gedächtnisses, sondern als Quellen der Wissensproduktion in den Blick. Sie bilden einen eigenen Textkosmos, der von diversen inneren und äußeren Kräften geformt und beeinflusst wird. Anhand von ausgewählten Briefkorrespondenzen Heinrich von Kleists zeigte Katarzyna Jaśtal anschließend Dynamiken des Brieftextes im Spannungsfeld von Materialität und Medialität auf. In der Brief-Handschrift Kleists durchdringen sich Dynamiken des individuellen Schreibprozesses und epistolare Konventionen der Zeit. Von besonderen Interesse sind so genannte brieftopograhische Elemente, denen bedeutungstragende Funktionen zukommen, insofern sie die verbal deklarierte Schreibabsicht des Autors bestätigen und potenzieren, mitunter aber auch unterlaufen.

In der zweiten Werkstatt am 29. Mai wies Stephanie Bremerich exemplarisch auf die Dynamiken zwischen sprachlichen und visuellen Zeichensystemen in der Avantgarde hin. In den Avantgardebewegungen sind literarische Verfahren (Montage, Collage, Intertextualität, Intermedialität) sowohl im Hinblick auf ihre poetologischen Grundlagen (Innovationsanspruch, Sprengung von Gattungsgrenzen und Formtraditionen, Verbindung von Kunst und Lebenspraxis) als auch auf deren texttheoretische Konsequenzen (Erweiterung des Textbegriffes) zu befragen. Am Beispiel von Texten Unica Zürns wurden intermediale Spannungen zwischen Bild und Text diskutiert und mit surrealistischen Poetiken des ‚Sehens‘ ins Verhältnis gesetzt.

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